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GESCHICHTE
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90 Jahre Ernst Vollmer Uhrband-Manufaktur
Am 16. August 1922 wurde in Birkenfeld von dem Stahlgraveur
Friedrich Adam und dem Juwelengoldschmied Ernst Vollmer die Firma
Adam & Vollmer ins Leben gerufen. Zunächst wurde im kleinen Rahmen
in der Goethestrasse eine Produktion von Goldwaren begonnen. In der
Folgezeit trennten sich die beiden Kompagnons und Ernst Vollmer
baute das untere Stockwerk seines Wohnhauses in der Hauffstrasse 6
zu einem Fabrikationsbetrieb um. Die Firmierung wurde in Bijouterie-
und Kettenfabrik umbenannt. Mit zunehmendemVerkaufserfolg wurden die
Fabrikationsräume zu eng. Ebenfalls wollte man den Standort in die
Goldstadt verlegen. Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg wurde ein
Trümmergrundstück der Maschinenfabrik Witzenmann in Pforzheim
zwischen Erbprinzenstrasse und Lindenstrasse erworben. Die
Beschäftigungslage war auf Grund der Inflationszeit geschwunden, so
wurden die Birkenfelder Mitarbeiter zum Wiederaufbau des heutigen
Betriebsgebäudes eingesetzt.
Nach Einführung der DM im Jahre 1949 wurde mit der Fertigung in der
Erbprinzenstrasse 36 begonnen. Mit der Produktion konzentrierte man
sich auf Metalluhrarmbänder im Unechtbereich aus Materialien wie
Edelstahl, Doublé und Messing.
In dieser Zeit waren bereits die Tochter des Firmengründers, Frau
Gretel Kull, und der Schwiegersohn Alfred Kull in leitender Funktion
tätig und haben maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens in jener Zeit
mit beigetragen. Während Frau Gretel Kull die kaufmännische Leitung
innehatte, war Alfred Kull technischer Leiter der Produktion und
Designer.
Nach absolviertem Studium trat Mitte der 1950er Jahre der jüngere
Sohn Hans Vollmer in den Betrieb ein und kümmerte sich zunächst um
den Vertrieb. Das Unternehmen beschäftigte zur damaligen Zeit 70
Mitarbeiter. Die Uhrbänder wurden in alle Regionen der Welt
vertrieben und so klangvolle Produktnamen wie „Robusto, Robustoflex,
Flatflex, Picco, Ralley-Sprint oder Ziba“ benutzt.
Als in der siebziger Jahren Fernostprodukte die Märkte eroberten und
deutsche Ware nur noch in der mittleren und gehobenen Preisklasse zu
verkaufen war, baute Hans Vollmer die Produktion von Bandgehäusen
auf. Als Diplom-Ingenieur und Techniker brachte er die allerbesten
Voraussetzungen mit. Im Jahre 1977 übernahm er das Unternehmen, in
dem er selbst produktiv mitarbeitete. Seine Ehefrau Ursula und die
beiden Söhne sind ebenfalls ab 1978/79 in der Firma tätig. So
kümmerte sich Hansjörg Vollmer als Betriebswirt um Marketing und
Vertrieb und Sohn Volker Vollmer, nach absolvierter
Goldschmiede-Lehre, um Produktion und Design. Für Service- und
Reparaturabteilung ist Ehefrau Ursula Vollmer zuständig. Zu dieser
Zeit waren 25 Mitarbeiter und zahlreiche Heimarbeiter beschäftigt.
Speziell der europäische Markt war Hauptabsatzgebiet. So zählten zur
Kundschaft im Gehäusebereich deutsche, Schweizer und französische
Uhrenfabriken. Die Uhrbänder wurden über den Fachgroßhandel
vertrieben. Man hatte im Laufe der Jahre gelernt sich zu
spezialisieren. So war die Firma Ernst Vollmer in Pforzheim einer
der ganz selten gewordenen Hersteller von Metalluhrbändern und
Bandgehäusen in unecht. Man leistete sich sogar einen eigenen
Werkzeugbau, um auf die Marktbewegungen schnell reagieren zu können.
Speziell im Titanbereich hatte sich die Firma Ende der 1980er Jahre
stark engagiert und war sowohl bei der Erstausstattung von Uhren,
als auch im Ersatzbandbereich tätig.
Ein großer Einbruch folgte zum Ende der Jahrtausendwende. Ein
weiteres Wegsterben der Uhrenfabriken und der Zusammenbruch des
Großhandels hatte auch für die Uhrbandfabrik größere Auswirkungen.
Im Jahr 1998 kam es schließlich zu einer wichtigen Weichenstellung:
Hansjörg Vollmer erwarb von Helmut Epple, dem Enkel des Aristo-Gründers,
den noch vorhandenen Firmenmantel und gründete als alleiniger
Gesellschafter die Aristo Watch GmbH. Somit existierten fortan zwei
Unternehmen parallel: Die Ernst Vollmer GmbH & Co. produzierte
Uhrarmbänder und Bandgehäuse, während unter der wiederbelebten Marke
Aristo zum Teil recht preisgünstige Uhren auf den Markt brachte. Die
neue Aristo Watch GmbH wurde im Laufe der Zeit wieder zu einem
Hauptabnehmer von Ernst Vollmer.
Der Bruder Volker Vollmer schied Ende 2001 aus dem Betrieb aus.
Hans und Hansjörg Vollmer teilten sich die Geschäftsführung bei
Ernst Vollmer. In der Uhrbandfabrik wurde mit 10 Personen
Schmalspurbetrieb gefahren.
Im Jahr 2005 schlossen sich die beiden Firmen aus
betriebswirtschaftlichen Gründen zusammen zur Aristo Vollmer GmbH,
Uhren und Metallband-Manufaktur. Bei der Namensgebung hat der neue
alleinige Geschäftsführer sehr genau auf Details geachtet. So stehe
hinter dem Wort Uhren bewusst kein Bindestrich, der einen
Zusammenhang mit dem Begriff Manufaktur herstellen könnte. Im
Bereich Uhren ist das Unternehmen keine Manufaktur, wohl aber bei
den Metallbändern. Die heutige Uhrband-Manufaktur ist in der Lage
aus jedem Rohmaterial ein fertiges Endprodukt herzustellen –
teilweise ohne ein einziges Zuliefererteil.
Hansjörg Vollmer erkannte ebenfalls sehr früh die Chancen des
Materials Carbon. Es ist bis zu 80 Prozent leichter als Stahl – und
das bei gleicher Belastbarkeit, viermal belastbarer als Aluminium,
korrosionsbeständig und ätzfest, gas- und druckdicht und dauerhaft
temperaturbeständig bis 110 Grad Celsius. Weitere gute Eigenschaften
sind die geringe Dichte, hohe Steifigkeit und kaum messbare
Wärmeausdehnung. Kohlefaser-Verbindungen zeichnen sich zudem durch
ihre Hautverträglichkeit aus. Das alles qualifiziert sie zum idealen
Werkstoff für die Uhrenindustrie. Die Aristo Vollmer GmbH hat an
einem AIF Projekt teilgenommen und in 2 jähriger Entwicklungszeit
wertvolle Erfahrungen mit Carbon-Werkstoffen gesammelt und nutzt
diese nun für die Serienfertigung – auch in Verbindung mit anderen
Materialien, unter anderem mit Edelstahl und Titan. Sie bieten
zahlreiche Optionen für Uhren, Bänder und Schmuckstücke mit edler
Anmutung und hohem Aufmerksamkeitswert.
Die Aristo Vollmer GmbH sieht sich selbst als Pionier im Bereich
Carbon-Uhrbänder und Carbon-Uhren und ist damit für die nächstes 10
Jahre bis zum 100 jährigen Jubiläum gerüstet.
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